Die Vereinsgeschichte vom
TSV Doppeleiche Viöl e.V.
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Jahre 1980 - 1988
Jahre 1989 - 1998
Jahre 1999 - 2023
Die Namensgeberin
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Nach dem Gründungsprotokoll nannte sich unser Sportverein ab 05.05.1923 „Spiel- und Sportverein zu Ackebroe" (SSVA). In den Protokollen vom 01.03., 30.05. und 12.07.1924 heißt es „Sport- und Spielverein zu Viöl-Ackebroe" (SSVVA). Ganz am Ende des Protokolls vom 12.07.1924 heißt es wörtlich: „Als Abzeichen wurde Eichenkranz mit Namen vorgeschlagen. Als e.V. führt der Verein den Namen 'Nordmark', in 'Doppeleiche' umgeändert." Irgendwann zwischen der Vereinsgründung und dem 12.07.1924 muß sich der Verein den Namenszusatz „Nordmark" gegeben haben. Das ist jedoch nicht mehr genau nachzuvollziehen. „Nordmark" war eine andere geographische Bezeichnung für Schleswig-Holstein, das an den nördlichen Marken (Grenze zu Dänemark) lag. Weitere „Nordmarken" gibt es lt. Lexikon u.a. im nördlichen Bayern und in Sachsen, die früher einmal eigenständige Königreiche waren. Ältere Leser werden sich daran erinnern, dass das heutige schleswig-holsteinische Landestheater nach dem Krieg „Nordmark-Landestheater" hieß. Im Deutschen Gewerkschaftsbund und auch im Deutschen Jugendherbergswerk gibt es noch heute für den nördlichen Bereich der Bundesrepublik die Bezirksbezeichnung „Nordmark". Die Bedeutung des Wortes „Doppeleiche" bedarf der Erläuterung. Am 24. März 1848 begann die „schleswig-holsteinische Erhebung". Sie nahm ihren Anfang in Kiel (Holstein) und endete 1850 mit einer Niederlage. Am 24. März 1898 wurden aus Anlaß der 50jährigen Wiederkehr des Aufstandes in vielen Orten der jetzt preußischen Provinz Schleswig-Holstein natürlich gewachsene Doppeleichen gepflanzt, so auch in Viöl vor dem Kirchspielskrug. Dort steht die Eiche nun schon seit mehr als 100 Jahren auf der vorhandenen Verkehrsinsel. Andere Vereine nahmen ebenfalls „Doppeleiche" in ihren Namen auf (z.B. „TSV Doppeleiche Jagel"). Auch einige Gastwirtschaften tragen diesen Namen, z.B. „Gastwirtschaft Zur Doppeleiche" in Behrendorf. Hier hat der Kriegerverein die heute noch dort stehende Doppeleiche gepflanzt.
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Drei Gemeinden in Schleswig-Holstein haben die Doppeleiche in ihrem Wappen (Rickert bei Rendsburg sowie Goltoft und Rabenkirchen-Faulück, beide in Angeln). Die Doppeleiche symbolisiert die Untrennbarkeit von Schleswig und Holstein. In der ursprünglich 7. und jetzt 3. Strophe des 1844 von Matthäus Chemnitz getexteten und von Karl Gottlieb Bellmann komponierten Schleswig-Holstein-Liedes, dessen Geburtsstunde das Sängerfest in Schleswig am 24.07.1844 war und welches später Landeshymne wurde, heißt es „Teures Land, du Doppeleiche, unter einer Krone Dach, ..." Die Folge eines Antrages unseres Sportvereines an die Schulgemeinde Viöl auf Überlassung des Sportplatzes war u.a., dass sich der Verein im Protokoll vom 16.08.1924 erstmals „Sport- und Turnverein Doppeleiche" nannte. Im Protokoll vom 09.09.1924 wurden die Wörter „Sport" und „Turn" umgekehrt, und der Verein bekam erstmals den auch heute noch geltenden Vereinsnamen „Turn- und Sportverein Doppeleiche Viöl". Nach 13jähriger Pause (1933 - 1946) nahm der Verein seinen Sportbetrieb im Mai 1946 wieder auf. Es ist davon auszugehen, daß der Verein sich bereits ab 1946 „TSV Viöl" (ohne Doppeleiche) nannte, auch wenn Irene Dieckhoff schreibt, daß im Herbst 1948 Erich Wobser und ein kleiner Rest der Handballmannschaft einen neuen Verein unter dem Namen „TSV Viöl" gründeten. Schon in Urkunden vom 1. Nachkriegssportfest am 22.09.1946 steht nur „TSV Viöl" (ohne Doppeleiche). Irene Dieckhoff schreibt an anderer Stelle ihrer Arbeit, daß 1953 auf Antrag und Wunsch von Julius Burmeister der Verein wieder den Namen „TSV Doppeleiche Viöl" erhielt (seit dem 28.08.1962 als eingetragener Verein mit dem Zusatz „e.V.").
Vereinsgeschichte von der Gründung 1923 bis 1933/35
(Aufgeschrieben von Carl Heinrich Feddersen und Klaus-Dieter Saß)
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Für diesen ersten Abschnitt über die Geschichte unseres Sportvereins standen uns als Material sämtliche Protokolle nebst Mitgliederlisten und Kassenbüchern sowie das Schießbuch der Schießsparte zur Verfügung. Außerdem konnten wir auf die Arbeit von Irene Neugebauer, damals Dieckhoff, aus dem Jahre 1963 über die „Entwicklung des TSV Doppeleiche Viöl von 1923 bis 1958" zurückgreifen. Uns lagen auch Notizen vor über „Interviews", die der damalige Vorsitzende in den Jahren von 1989 bis 1993 mit dem Gründungsmitglied Albert Hansen (Drenges) sowie den Vorkriegsmitgliedern Friedrich Johannsen, Hermann Sierk und Heinrich Ipsen geführt hat.
Dr. Martin Petersen, damals Tierarzt in Viöl, erfuhr Anfang 1923 davon, daß einige junge Männer aus Viöl und Ackebroe gerne regelmäßig Schlagball und Faustball spielen wollten. Er ergriff die Initiative und lud zu Sonnabend, dem 05. Mai 1923, in die „Gastwirtschaft Ackebroe" des Gastwirts Hans Hansen zur Gründungsversammlung des „Spiel- und Sportvereins zu Ackebroe" ein.
21 junge Männer aus Viöl und Ackebroe traten dem Verein spontan als Mitglied bei.
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Bruno Wichert
Zum 1. Vorsitzenden wurde der an der Dorfstraße (heute Westerende 5) wohnhafte Kaufmann Bruno Wichert gewählt. Zu seinem Stellvertreter wählte die Versammlung Nicolay Hansen, den Sohn des Gastwirts. Beisitzer wurde Albert Hansen (Drenges), Osterdorf (heute Osterende), und das Amt des Schriftwarts übernahm Schlachtermeister Julius Burmeister. (Anmerkung: Burmeister wurde zwar erst 1924 zum Kassenwart gewählt, hat aber ausweislich der vorliegenden Unterlagen bereits ab Vereinsgründung die Kasse geführt und war somit gleichzeitig Kassenwart.) Für die Instandhaltung des Lederzeugs (Faust- und Schlagbälle) war Heinrich Carstensen zuständig. Als Verantwortliche für die Instandhaltung der Geräte wurden Hans Wohlert und Lorenz Dethlefsen bestimmt. Die Zuständigkeit für die Aufräumung der Geräte wurde Heinrich Hansen und Max Kutscher übertragen.
Jedes Mitglied, das dem Verein beitrat, musste ein Eintrittsgeld von 500 Mark (konnte aber freiwillig erhöht werden) bezahlen. Bereits am 05. Mai beschloss man, daß das Eintrittsgeld ab 13. Mai auf 1.000 Mark erhöht wird. Für „Lehrlinge oder Mitglieder, die es sich nicht leisten können", wurde festgelegt, daß diese weiterhin 500 Mark zu zahlen hätten, worüber jedoch der Vorstand beschließen musste. Am 30.05.1924 hatte sich die anfängliche Mitgliederzahl von 21 auf 36 erhöht. Im Verein gab es bereits 2 Schlagball- und 4 Faustballmannschaften. Am 31.08.1924 fand das erste Sportfest des Vereins statt. Zu diesem großen Ereignis wurden alle Vereine aus der Umgebung eingeladen (Drelsdorf, Bohmstedt, Großjörl und Kollund). Im Anschluss daran fand in der Gastwirtschaft von Peter Hinrichsen („Fiekens") ein Kommers statt. Anschließend wurde gefeiert. Für das Sportfest benötigte man damals natürlich auch einheitliche Kleidung und legte sich wie folgt fest: schwarze Hose, weißer Zwitter mit kurzen Ärmeln und bloßem Hals. Das Vereinsabzeichen wurde im Schildform auf blau-weiß-rotem Grund (die damaligen und auch heute gültigen Landesfarben). Die Anfangsbuchstaben auf dem Schild sollten SSVVA sein (Spiel- und Sport-Verein Viöl-Ackebroe). Gleichzeitig sollten entsprechende Nadeln angeschafft werden.
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Im Protokoll ist folgendes wörtlich festgehalten:
Für Ausflüge des Sportvereins wurde folgende Ordnung angeordnet: „Zu spät 0,50 Mark", „Unentschuldigtes Fehlen 1 Mark", ist von den betreffenden Mitgliedern in die Vereinskasse zu zahlen. Der Verein hat beim Abmarsch geschlossen anzutreten, marschiert oder fährt geschlossen bis an den verabredeten Sportplatz, desgleichen ist die Rückfahrt. Ausnahmen können gestattet werden, jedoch ist dies sofort dem Führer der Abteilung mitzuteilen. Die Abteilung hat den Anordnungen des Führers betreffs Marschordnung und Spiel Folge zu leisten, sobald die Ortschaft Viöl verlassen ist. Beschwerden über den Führer sind beim Vorstand vorzubringen, evtl. Strafen müssen noch festgesetzt werden. Der Ausmarsch und auswärtiges Spiel sind als Frontdienst anzusetzen, dahin gehört nur das Beste vom Besten an Ausbildung und Disziplin, ein jeder muß seine ganze Kraft einsetzen, um dies Ziel zu erreichen. Ein schneidiger, zäher Gegner hat noch immer Achtung beim Sieger gefunden. Spielzeit ist jeden Sonntagnachmittag von 3.00 - 6.00 Uhr, mit Ausnahme von den Hauptfeiertagen, wo das Spiel ruht".
Zu den 2 Schlagball- und 4 Faustballmannschaften ist im Protokoll vom 30.05.1924 festgehalten:
„Wenn irgend möglich, sollen noch mehr Mannschaften formiert werden. Diese werden ausgewechselt und in die nächsthöhere eingereiht, wenn die Leistungen so hervorragen, daß ein Vormann überflügelt wird. Spielleiter ist beim Schlagball der Malspieler und beim Faustball der Einschenker, deren Anordnungen Folge zu leisten sind. Jegliches Geschrei im Spiel hat als ungehörig zu unterbleiben, im Höchstfall einen halblauten Ruf für den Nebenmann, im Übrigen entscheidet der Schiedsrichter." Und dann beschloss die Mitgliederversammlung am 30.05.1924 noch, daß „nach Anschaffung der beantragten Geräte in Abteilungen mit ¼-stündiger Ablösung Weit-, Hoch- und Dreisprung, Stabhochsprung, Schleuderball, Diskus, Kugelstoßen, Weitwurf und auch Freiübungen gemacht werden sollen." Hier wurde der Grundstock gelegt für den Beginn der Leichtathletik in unserem Sportverein. Am 12.07.1924 wurde beschlossen, bei der Schulgemeinde einen Antrag auf Überlassung eines Sportplatzes zu stellen. (Näheres hierzu im Kapitel „Unsere Sportstätten im Wandel der Zeit".) Im selben Protokoll heißt es an anderer Stelle, daß der Sportverein als Verein in das Vereinsregister eingetragen werden sollte. (Anmerkung: Dieses unterblieb jedoch. Eine gänzlich andere Satzung wurde erstmals 1962 in das Vereinsregister eingetragen.) Als Abzeichen legte die Versammlung am 12.07.1924 fest: Eichenkranz und Vereinsname „Doppeleiche".
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Wir möchten erläutern, wieso der Eichenkranz in das Vereinswappen aufgenommen wurde. Das Gründungsmitglied Albert Hansen (Drenges) erzählte uns, daß vor dem Krieg bei allen Vereinen, die man besuchte bzw. die nach Viöl kamen, bei den Turnieren/Sportfesten Umzüge im Vereinsdress veranstaltet wurden und daß jeder Sieger für seinen Sieg einen Kranz aus Eichenlaub bekam. Jeder trug seinen Eichenkranz und war darauf sehr stolz. Je mehr Sportler eines Vereins einen Eichenkranz trugen, desto stolzer waren Mannschaft und Verein. Die Umzüge wurden von Musik begleitet. An allen Orten fand anschließend ein Festball statt. Julius Burmeister, der damals neben seinem Posten als Schrift- und Kassenwart inoffiziell auch noch die Aufgabe eines Jugendwartes wahrnahm, legte Wert darauf, daß die Jugendlichen um 22.00 Uhr Schluss machten. Ebenfalls galt die Regel, daß dann aber auch alle auswärtigen Sportler das Fest verlassen und nach Hause gehen/fahren mussten. Lediglich die Einheimischen feierten dann in ihrem Ort noch weiter. (Anmerkung: „Drenges Albert" erzählte weiter, daß es auch noch in der Anfangszeit nach dem Kriege Siegerkränze aus Eichenlaub gab, die dann später durch Siegerschleifen zum Anstecken ersetzt wurden.)
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Karl Ramm
In der Versammlung am 16.08.1924 wurde Karl Ramm, Lehrer an der Viöler Schule, unter der Bedingung, daß umgehend Statuten (Satzung) aufgestellt werden, zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Abends wurde in der Gastwirtschaft von Matthias Carstensen („Hansches") das Abschlussfest gefeiert.
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Dann fand am 31.08.1924 das allererste Vereinssportfest in Viöl statt. Daran nahm auch der damals 9jährige Junge Johannes Hansen aus Immenstedt teil. Der heutige Vereinsvorsitzende hat 1997 mit ihm gesprochen. Herr Hansen hat die Absicht, nach fast 74 (!) Jahren zu unserem Jubiläumsempfang am 05. Mai 1998 zu kommen. Wieder einmal möchten wir schildern, was „Drenges Albert" bei einem seiner vielen Interviews aus der damaligen Zeit erzählt hat.
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Matthias Carstensen
Wie man damals zu Fuß die Sportplätze an anderen Orten erreichte, haben die Leser bereits erfahren. „Drenges Albert" erzählte, daß man gelegentlich auch auf offenen Lastwagen zu den Spielorten gefahren wurde. Man saß auf dem Lkw auf Holzbänken (manchmal auch unter einer Zeltplane), und so ging es dann auf holprigen Straßen bei allen Wetterlagen los. Besonders abenteuerlich hört es sich an, wenn die Sportler sich mit dem Fahrrad auf den Weg nach Bohmstedt, Ostenfeld und sogar nach Schwabstedt begaben. Damals gab es noch nicht viele Fahrräder, so daß sich meistens zwei Sportler ein Fahrrad teilten. Man fuhr aber nicht zu zweit und zur selben Zeit auf dem Fahrrad, sondern abschnittsweise und im Wechsel. Ein Mitglied der „Fahrgemeinschaft" lief 1 bis 2 Kilometer zu Fuß, während der andere auf dem Fahrrad fuhr und das Fahrrad an einem zuvor verabredeten Punkt in den Graben legte bzw. an einen Baum oder an einen Wall stellte. Dann lief dieser ehemals Rad fahrende Teamkollege zu Fuß weiter, und der erste Läufer nahm sich das Fahrrad, überholte den Kollegen, stellte das Rad wieder ab, und so ging es dann bis zum Zielort und später wieder zurück zum Heimatort. „Drenges Albert" erzählte beispielsweise etwas über spätere Fahrten nach Drelsdorf und zurück. Im Laufe der Zeit hatten immer mehr und zum Schluss fast alle Sportler ein eigenes Fahrrad. Dann fuhr man mit dem Fahrrad, „was damals als sehr modern galt", von Viöl ohne Halt entlang der mit Schlaglöchern übersäten Bredstedter Chaussee, bog bei Eckstock auf die „alte Landstraße" nach Söbenbargen bei Spinkebüll ab, fuhr durch den Haaks-Forst, vorbei an der Gastwirtschaft „Waldheim" und weiter nach Drelsdorf. Auf der Rückreise wurde dann dieselbe Strecke gewählt. Bei jeder Gastwirtschaft wurde „Halt" gemacht. So kam man damals immer „recht vergnügt" in Viöl an. „Drenges Albert" erzählte ebenfalls, daß man zu damaliger Zeit bei den Sportfesten (mit Blasmusik bis zum frühen Morgen) hauptsächlich Teepunsch trank, und zwar reichlich und oft „quadratmeterweise".
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Wenn die Viöler Mannschaft bei auswärtigen Sportfesten ohne Erfolg gewesen war, dann kam sie oft nach Hause und sang „Wenn wir auch einmal verlieren, so ist das nicht so schlimm, dann müssen wir trainieren, damit wir wieder gewinn'!"
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Am 09.09.1924 wurde beschlossen, ein Reck anzuschaffen („sobald als möglich und aus der billigsten Quelle. Sobald das Reck angeschafft ist, soll der Mehrbetrag - das bedeutet wohl: „der Überschuss" - der Vereinskasse auf die Darlehenskasse belegt werden."). Nachdem die Anschaffung getätigt war, wurde bei der Darlehenskasse ein Konto eröffnet. Statt Kontoauszügen gab es damals ein Kontogegenbuch. Das Deckblatt und die letzte Seite des Kontogegenbuches sind in dieser Festschrift abgelichtet. (Siehe Artikel „Sportverein und Schule".) Der Restbetrag in Höhe von 18,21 RM wurde am 11.12.1934 vom Kassenwart Julius Burmeister abgehoben. Ebenfalls am 09.09.1924 wurde „angeregt, falls es die Mittel erlauben, einen Trommler- und Pfeiferkor zu bilden." Dazu ist es offensichtlich aber nicht gekommen, denn in den Vereinsunterlagen ist darüber nichts zu finden. Am 02.02.1925 wurde dann eine Liste der Turner, Spieler (Schlag- und Faustball) und Leichtathleten aufgestellt. Neu war, daß es jetzt auch Turner gab. Begonnen hatte es mit dem Turnen seit der Anschaffung des Recks. Jetzt kam auch schon bald ein Barren dazu.
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Andreas Andresen
Am 01.04.1925 trat nach vorheriger Ankündigung Karl Ramm als Vereinsvorsitzender zurück. Am 11.04.1925 wurde Andreas Andresen zum neuen Vorsitzenden gewählt. Andresen hatte bereits vorher die Sportschule in Mirow (Mecklenburg) besucht. Dort war er fachmännisch im Turnen und in der Leichtathletik geschult worden. Er begann damit, nicht nur „einfach so" Leichtathletik zu betreiben und zu turnen, sondern die neuen Lehrmethoden anzuwenden. Er wurde deshalb von seinen Kameraden anfangs oft ausgelacht, fand jedoch bald auch begeisterte Anhänger. Die Leichtathleten übten sich im 100-m-Lauf, im Hoch-, Weit- und Dreisprung, im Schlagballweitwurf und im Kugelstoßen. Auch eine 400-m-Staffel wurde aufgestellt. Den Turnern standen das Spannreck und der Barren sowie neuerdings auch Kokosmatten zur Verfügung. Im Sommer wurden diese Geräte auf dem Schulhof aufgebaut (heutiges Gelände des Busbahnhofs und des Vorplatzes beim Feuerwehrgerätehaus), damit die Turner dort üben konnten. Im Winter traf man sich im Saal der Gastwirtschaft von Thomas Thomsen („Garderuths"). Auf dem Schulplatz wurde ein Schlagballfeld eingerichtet, damit die Spieler bessere Trainingsmöglichkeiten hatten. Der Eifer und der Fleiß beim Training wurden im Jahre 1926 mit der Meisterschaft im Faust- und Schlagball der Unterbezirke Nord und Süd vom ländlichen Sportverband für den Kreis Husum belohnt.
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Am 09.05.1925 wurde dann endlich die erste Vereinssatzung beschlossen. Ihr Text ist in dieser Festschrift in vollem Wortlaut abgedruckt (siehe „Die Vereinssatzung und das Vereinsregister").
Am 21.11.1925 fand die Versammlung des Sportvereins ausnahmsweise einmal nicht in der „Gastwirtschaft Ackebroe" statt, sondern in der Gastwirtschaft „Garderuths") von Thomas Thomsen. Das hatte auch seinen besonderen Grund. An diesem Abend wurde in Absprache mit Thomas Thomsen festgelegt, daß die Winter-Turnabende jeweils mittwochs und sonnabends in seinem Saal stattfinden sollten. Aus dem Protokoll vom 25.09.1926 geht dann hervor, daß das erste offizielle Vereinsturnen in Viöl am 06.10.1926 stattfand. Für den 05.12.1926 wurde dann ein Werbeturnen geplant.
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Als neues Mitglied wurde Bernhard Klein aufgenommen. Er wurde zugleich als Vorturner gewählt. In dieser Versammlung wurde vorgeschlagen, das Kleinkaliberschießen im Sportverein einzuführen, „welchem begeistert zugestimmt wurde".
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Einige Anmerkungen zum Turnen in Viöl:
Der heutige Vereinsvorsitzende hat 1990 lange und ausführlich mit Friedrich Johannsen („Fritz Schooster") gesprochen. Der Vorturner Bernhard Klein und auch Fritz Johannsen waren damals die besten Turner im Verein und als gute Turner im weiten Umkreis bekannt. Johannsen war 1927 von Bredstedt nach Viöl gekommen und hatte sich im Hause Süderstraße 13 (heute Quelle-Agentur) als Schuster selbständig gemacht. Von erspartem und ererbtem Geld baute er 1929 das Haus Westerende 34 (heute Deseife). Hier war er bis 1980 als selbständiger Schuster tätig, und viele Leser werden sich sicher gut und gerne an ihn erinnern. 1985 zog er nach Husum. Johannsen, 1901 geboren, war schon als junger Mann zunächst im Bredstedter Sportverein ein aktiver Turner und Leichtathlet.
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Friedrich Johannsen (Fritz Schooster)
Er und seine Sportkameraden turnten in einer ganz primitiven, unbeheizten und mit Betonfußboden versehenen Turnhalle bei der Schule Bredstedt. Üblicherweise befanden sich die Sportanlagen damals bei Schulen. Man turnte am Barren, Reck und Bock. Zur Leichtathletik gehörten die Disziplinen, von denen Sie, liebe Leser, schon gelesen haben. Überregional waren das Turnen und die Leichtathletik in Gauen und Bezirken organisiert. Der Friesengau, unterteilt in die Bezirke Nord und Süd, ging von der dänischen Grenze bis hinunter zur Eider. Gau- und Bezirksturnfeste fanden regelmäßig einmal jährlich statt. Daran nahmen Sportler von nah und fern teil. Daneben veranstalteten die örtlichen Vereine alljährlich ihre eigenen Sportfeste. Nicht nur die Schlag- und Faustballer sowie Leichtathleten, sondern auch die Turner des TSV Doppeleiche Viöl fuhren zu den verschiedenen Orten zu Wettkämpfen und richteten einmal jährlich ihr eigenes Sportfest aus. Dazu fuhren sie nach Husum, Bredstedt, Tönning, Friedrichstadt und in andere Orte. Johannsen, Bernhard Klein, der von Eiderstedt nach Viöl gekommen war, und „Hannes von de Möhl" (genauer Name nicht bekannt, war Geselle in der Mühle auf Ackebroe) übten regelmäßig an den Turngeräten und auch in der Leichtathletik.
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Andere kamen „so, wie sie Zeit und Lust hatten". Nebenbei spielten die Turner und Leichtathleten selbstverständlich auch gelegentlich bei den Faust- und/oder Schlagballmannschaften mit. Ab und zu kamen Turner aus Husum, um den Viöler Turnern neue Übungen beizubringen. Bei den Turnwettkämpfen waren bestimmte Übungen vorgeschrieben (Pflicht), während andere freigestellt waren (Kür). In der Regel musste man pro Gerät 2 Pflichtübungen (eine Kraft- und eine Schwungübung) und eine Kür machen. Zum leichtathletischen Zwölf-Kampf musste man auch Übungen an Sportgeräten machen. Pro Gerät (Reck, Barren und Pferd) war eine Übung vorgeschrieben; außerdem gehörten 8 leichtathletische Übungen und eine Freiübung dazu (in der Regel Bodenturnen). Laut „Fritz Schooster" fuhren auch die Turner zu ihren Turnwettbewerben je nach Wetterlage mit dem Fahrrad oder per Bahn. Die Fahrt mit dem Zug nach Bredstedt war sehr umständlich und wurde nur bei wirklichem „Sauwetter" in Anspruch genommen, weil man wegen der Wartezeiten in Viöl und Löwenstedt (wo man umsteigen musste) sowie der damals recht langen Fahrtzeiten doch länger unterwegs war als mit dem Fahrrad. Außerdem war es in der damaligen Zeit des knappen Geldes auch billiger, mit dem Rad zu fahren. Die Kleidung der Turner unterschied sich von der der anderen Sportler. Im Gegensatz zu Faustball, Schlagball und Leichtathleten (deren Kleidung ist schon beschrieben worden) hatten die Turner schon damals lange graue Hosen an, die mit einem Gummiband unter dem Fuß hindurch gespannt wurden, „um bei den Übungen eleganter zu wirken".
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Die Turngeräte, die auf dem Viöler Schulsportplatz inmitten des Dorfes aufgestellt waren (Barren und Reck), wurden von den wirklich aktiven Turnern nicht regelmäßig für ihre Übungen genutzt, denn dafür waren sie viel zu primitiv. Diese Geräte stellten lt. „Fritz Schooster" eher so etwas wie Spielgeräte für die Dorfjugend dar. Die guten Turner übten am liebsten an den Geräten im Saal der Gastwirtschaft „Garderuths".
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In der Versammlung am 12.03.1927 hielt der 1. Vorsitzende Andresen einen Vortrag über die Sportschule in Mirow (Mecklenburg) und stellte den Antrag, „den Körper genauso zu schulen". Die Versammlung stimmte dem zu, „soweit es unsere Geräte zulassen oder durch Beihilfe angeschafft werden". In dieser Versammlung wurde ebenfalls beschlossen, „um Reibereien aus dem Wege zu gehen, mit der Jungbauernschaft zusammenzuarbeiten. Alle Sportmitglieder können an den Arbeitsabenden der Jungbauern teilnehmen und umgekehrt Jungbauern an den Leibesübungen des Vereins. Auch werden die beiden Vereine das Wintervergnügen, welches am 27.03.1927 bei Garderuths stattfinden soll, zusammenfeiern (mit Theater und Vorträgen, anschließend 'Kränzchen')". An diesem Tage hatte der Verein 19 aktive und 11 passive Mitglieder. Außerdem gehörten dem Verein 4 Schüler an.
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Um die Vereinskasse ein wenig mehr zu füllen, veranstaltete der Verein schon seit einigen Jahren Theaterabende. Die Schauspieler wurden vom Verein gestellt. Da ihm jedoch keine Frauen angehörten, übernahmen Mädchen aus Viöl die weiblichen Rollen.
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1927 wurde vom Sportverein gemeinsam mit dem Kyffhäuserbund im „Müllermoor" (Muschen) ein Schießstand gebaut, und das Schießen im Rahmen des Vereinssports wurde eingeführt. Dieser Schießstand ist schon längst nicht mehr vorhanden. Seine Lage ist aus dem in dieser Festschrift abgedruckten Lageplan für den 1936 geplanten, aber nicht verwirklichten Ausbau des Platzes ersichtlich. Der Schießstand befand sich nördlich der heutigen Spielfläche im Bereich der Anpflanzung. Im Westen stand der Schützenunterstand. Geschossen wurde mit Kleinkaliber (7x57 mm) in östliche Richtung, wo sich in Entfernungen von 50 und 100 m die Scheiben und Deckungen befanden. Ganz am Ende (d.h. nach ca. 110 Metern) war der Kugelfang.
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Am 10.03.1928 bekam der Verein einen neuen 1. Vorsitzenden, nämlich Nicolay Hansen von der Gastwirtschaft Ackebroe. Der bisherige Vorsitzende Andreas Andresen wurde 2. Vorsitzender. Neuer Schriftführer wurde Lorenz Dethlefsen. Julius Burmeister blieb weiterhin Kassenwart. Als Gerätewart wurde Otto Schmidt („Johannkens") eingesetzt. In dieser Versammlung wurde, was nach der Satzung gar nicht vorgesehen war, ein Aufsichtsrat eingesetzt (Lorenz Dethlefsen, Andreas Andresen, Otto Schmidt, Johannes Jens). 8 Monate später, nämlich am 27.11.1928, wurde die Vereinssatzung um folgenden Absatz 15 erweitert: „Der Verein kann nur aufgelöst werden, wenn es in zwei Generalversammlungen, die mindestens ein Halbjahr auseinander liegen, beschlossen wird. Aufgelöst ist der Verein, wenn sich keine 5 Mitglieder mehr finden, die für das Fortbestehen sind; über das Vermögen beschließt die letzte Generalversammlung." (Waren dies schon die Vorboten für das am 21.04.1933 beschlossene „Ruhen" des Vereins?)
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Nicolay Hansen
Aus dem Protokoll vom 10.04.1929 ist ersichtlich, daß dem Verein damals als Turnlehrer ein Herr Kröger aus Husum zur Verfügung stand. Passive Mitglieder, die bis dahin in der Versammlung kein Stimmrecht hatten, erhielten nunmehr das Stimmrecht. Für die Zeit zwischen dem 10.04.1929 und dem 21.04.1933 gibt es keine Protokolle oder andere schriftliche Unterlagen. Da alle Protokolle in dasselbe Protokollbuch eingetragen wurden und das Buch keine Lücken enthält, ist anzunehmen, daß es in dieser Zeit mit der Führung des Vereins und mit dem Sportbetrieb in Viöl nicht mehr so funktionierte, wie es vorher der Fall gewesen war. Irene Dieckhoff schreibt in ihrer Ausarbeitung über die Vereinsgeschichte: „Noch fünf weitere Jahren fanden die Trainingsstunden, Sportfeste und Theaterabende statt, bis dann die SA (Anmerkung: Eine Organisation der Nationalsozialisten) immer mehr Anhänger fand und keiner mehr zu den angesetzten Trainingsstunden erschien."
Am 21.4.1933 beschloss die Generalversammlung, den „Verein ruhen zu lassen, solange, bis sich Mitglieder finden, die aktiv den Sport weitertreiben wollen. Rückständige Beiträge werden eingesammelt, sonst ruhen alle Beiträge." Die Schlusssitzung des TSV Doppeleiche fand am 25.11.1935 im Vereinslokal „Gastwirtschaft Ackebroe" statt.
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Versuch einer Wiederbelebung des Vereins:
Heinrich Schmidt („Hein Möhlmann"), Viöl, der sich sehr intensiv mit der Chronik der Gemeinde Viöl befasst, hat uns folgenden Artikel zur Verfügung gestellt, den wir im Wortlaut wiedergeben:
„In der Zeit von 1933 bis 1945 war der TSV in der alten Form nicht mehr aktiv. Die Organisationen der NSDAP, SA und Hitler-Jugend organisierten den Sport. Der Sonnabend wurde 1935 zum Staatsjugendtag erklärt, die Schulen fielen an diesem Tag aus, es wurden Ausmärsche gemacht, Kampfsport und Leichtathletik betrieben. Einmal im Jahr fanden die Reichsjugendwettkämpfe statt. Im Juli 1939 versuchte eine Gruppe junger Männer, den TSV wieder zu aktivieren. Es handelte sich in erster Linie um eine Faustballmannschaft unter Anführung von Heinrich Ipsen. Nach einem Spiel am Abend auf dem alten Schulhof setzten sie sich bei `Fiekens´ in der Gaststube zusammen und beschlossen, im August 1939 ein Faustballturnier zusammen mit anderen sportlichen Wettkämpfen zu veranstalten. Dazu musste ein neuer Vorstand gewählt werden. 1. Vorsitzender wurde Malergeselle August Petersen aus Bohmstedt, der bei Malermeister Carsten Matthiesen, Westerende, beschäftigt war. Faustballobmann wurde Heinrich Ipsen und Kassenwart Heinrich Schmidt („Hein Möhlmann"). Eine Annonce über das geplante Sportfest mit Termin wurde aufgegeben. Dadurch war die Sache eigentlich schon geplatzt. Der Amtmann und Ortsgruppenleiter der NSDAP stellte daraufhin Heinrich Ipsen zur Rede "ohne seine Genehmigung käme eine Neugründung des TSV Doppeleiche nicht in Frage und die würde er niemals erteilen. Solche privaten Vereine passten in der Zeit einfach nicht in die politische Landschaft". Ende August 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Eine Neugründung des TSV konnte somit erst nach Ende dieses Krieges vonstattengehen."
Der Neubeginn nach dem Krieg von 1946 bis 1958
(Verfasser: Klaus-Dieter Saß)
Lorenz Dethlefsen
Unser erster Vorsitzender nach dem Krieg
1946
Im Mai 1946 wurde der Verein wieder ins Leben gerufen. Er bestand damals aus ungefähr 40-50 Mitgliedern. In den neuen Vorstand wählte man Lorenz Dethlefsen (damals Kirchspiels Schreiber in der Kirchspielslandgemeindeverwaltung, die heute Amtsverwaltung heißt) als 1. Vorsitzenden, Willi Hintmann (Schulleiter in Viöl) als 2. Vorsitzenden und Schlachtermeister Julius Burmeister als Kassenwart. Auch ein Fachausschuss wurde eingesetzt: Willi Großmann übernahm die Leitung der Leichtathletik, und Erich Wobser wählte man zum Handballobmann. Zum ersten Mal nahm der Sportverein jetzt auch Frauen auf, die Frau Ilse Krieger als Leiterin der Frauenabteilung betreute. Eine Fußballabteilung stand unter der Leitung von Herrn Horst Lübke. Die Handballer, Faustballer und Leichtathleten waren jedoch die aktivsten Gruppen in dem neuen Verein. Bald nach der Gründung schloss sich der Sportverein dem Kreissportverband an. Nun durften die Handball- und Faustballmannschaften (auch) an Punktspielen teilnehmen. Auch Leichtathletiksportfeste wurden besucht. Dies geschah aber immer zu Fuß, per Rad oder mit einem Pferdefuhrwerk. 1946, am letzten Sonntag im August (Anmerkung: Tatsächlich war es der 22. September.), fand das erste Nachkriegssportfest in Viöl auf Garderuths Koppel" statt. Alle Nachbarvereine, wie Immenstedt, Drelsdorf, Norstedt, Jübek und Bohmstedt wurden eingeladen. In den Wintermonaten übte man sich bei Garderuths in der Gymnastik und im Bodenturnen.
1947
1947 verlegte man den ganzen Sportbetrieb nach Ackebroe. Die Trainingsnachmittage fanden jetzt auf „Krommanns-Koppel" statt. Auch in diesem Jahr nahmen Mannschaften an Punktspielen teil. Durch fleißiges Training gelang es der Faustballmannschaft, drei Jahre nacheinander Kreismeister des Bezirkes Husum-Eiderstedt zu werden. In der Mannschaft spielten Willi Großmann, Walter Huth,
Otto Schmidt (Johannkens), Heinrich Ipsen und Lorenz Dethlefsen. Die Jugend nahm ebenfalls einen regen Anteil an dem Faustballspiel. Im August des Jahres 1947 fand wieder ein Sportfest in Viöl (auf Krommanns-Koppel) statt. 12 Vereine aus der ganzen Umgebung nahmen an dieser Veranstaltung teil. Sie wurde mit einem Platzkonzert eingeleitet, das aus einer 20 Mann starken Kapelle bestand. Die Handballmannschaft führte eine einheitliche Kleidung ein, die aus einem blauen Hemd und einer roten Hose bestand. Dieser Anzug wurde, da es noch keine ordentlichen Stoffe zu kaufen gab, aus amerikanischen Mehlsäcken selbst geschneiderte und dann gefärbt. Peinlich war es jedoch, wenn es bei dem Sportfest einen Regenschauer gab. Dann verwischten die hübschen Farben von den Hemden und Hosen, und die Aufschrift der Mehlsäcke kam wieder zum Vorschein. Nach der Siegerehrung trafen sich die Sportler in drei Sälen (Hansschens, Garderuths, Fiekens) zu einem gemütlichen Beisammensein beim Tanz. Im Herbst 1947 kam es zu einem großartigen Erfolg der Handballmannschaft. Sie war von der 1. in die 2. Kreisklasse aufgestiegen. Im Herbst dieses Jahres ereignete sich eine kleine Revolution im Verein. Den Sportwarten Wobser und Großmann wurde diktatorisches Verhalten vorgeworfen. Daraufhin traten die beiden Sportwarte ab und nach ihnen der ganze Vorstand. Es wurden Neuwahlen ausgeschrieben, aus denen ein jüngerer Vorstand hervorging. Er konnte die Vereinsaufgaben jedoch nicht richtig lösen und wurde gestürzt.
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Erich Wobser
Am 12.11.1948 wird Erich Wobser Bürgermeister der
Gemeinde Viöl und bleibt es ununterbrochen bis 1982.
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Vom Herbst 1947 bis zum August 1948 hatte der Verein sieben
neue Vorstände. Dadurch verlor er eine große Anzahl seiner
Mitglieder (Namen von Vorstandsmitgliedern sind nicht bekannt.
Sicher ist, daß Klaus Jensen, Viöl, in den Jahren 1947 und/oder
1948 für ca. ein halbes Jahr Vereinsvorsitzender war). Nun war
die Gruppe der aktiven Mitglieder bis auf eine Handballmannschaft
zusammengeschmolzen. Diese teilte sich dann auch noch in zwei Parteien.
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Um jetzt an Veranstaltungen teilnehmen zu können, mussten Leute von der Straße aufgelesen werden, weil sonst nicht genug Spieler vorhanden waren. Im Herbst 1948 gründeten Herr Erich Wobser und der Rest der Handballmannschaft einen neuen Verein. Er hieß „T.S.V. Viöl". Es wurden neue Hand- und Faustballmannschaften von den Männern, der Jugend und den Schülern aufgestellt.
1949
1949 traten die Mannschaften ihre Spielverpflichtungen wieder an. Erneut veranstaltete man Sportfeste, die auf einer der Schlachterei gegenüberliegenden Koppel stattfanden (Schütts-Koppel am 04.09.1949). Nach eifrigem Training gelang es der alten Männermannschaft, wieder Kreismeister zu werden (Faustball).
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1950
Im Jahre 1949 - 50 wurde dem Sportverein auf einen Antrag an die Gemeinde ein Platz in Muschen zugewiesen. Das Jugendaufbauwerk planierte und dränierte einen Teil des Platzes. Seit 1950 finden der Trainingsbetrieb, die Punkt- und Pokalspiele sowie alle Sportfeste (das erste Mal am 27.08.1950) in Muschen, das für diese Zwecke hervorragend geeignet ist, statt. Die bisherigen „Sportstätten" Schulplatz, Krommanns-, Garderuths - und Schütts-Koppel haben ausgedient. 1950 gab die alte Faustballmannschaft ihr Spiel auf. Die Jugendmannschaft, die nun in die Fußstapfen der Altmannschaft stieg, wurde noch im gleichen Jahr Gaumeister. Nach diesem Sieg durfte sie in Lübeck an der Landesmeisterschaft teilnehmen, wo sie den 3. Platz errang. Die Mannschaft trat mit den Spielern: Karl-Heinz Briesemeister, Günther Staack (Stocki), Adolf Horak (Addi), Carstensen und Dieter Stiemer an.
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1951
Auch im Jahre 1951 gelang es dieser Mannschaft (Faustball-Jugend), bei einem Landesturnfest einen 2. Platz zu erringen. Die Jugendhandballmannschaft wurde Kreismeister. Im gleichen Jahr gab Erich Wobser seinen Vorsitz wegen einer Erkrankung ab. Daraufhin übernahm Heinrich Wichert jun. die Vertretung, der den Verein dann bis zum 13.01.1954 hoch hielt (Anmerkung: Wobser befand sich wegen Tbc in einer Spezialklinik und musste sich danach noch lange Zeit schonen). Um die Leichtathletik und auch das Turnen nicht zu vernachlässigen, wurde Herr Heinz Brich, Sportlehrer an der Viöler Schule, als Turnlehrer beim Sportverein angestellt.
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Im Mai d.J. begannen Viöler Frauen und Männer, unter Leitung von Willi Hintmann und Ilse Krieger Tänze für eine zu gründende Trachtengruppe einzuüben. Der erste öffentliche Auftritt fand am 01.11.1950 im Saal von "Hanschnes" statt. Der erste auswärtige öffentliche Auftritt war am 12.11.1950 beim Heimatfest des Friesenvereins in Bohmstedt.
1952
Für dieses Jahr hat Irene Dieckhoff in ihrer Arbeit keine speziellen Angaben gemacht. Stattdessen lesen Sie bitte, was im „Husumer Tageblatt" über die Jahreshauptversammlung am 29.01. geschrieben stand:
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„TSV Viöl sehr erfolgreich". Am 29. Januar 1952 hatte der Turn- und Sportverein Viöl in Thomsens Gasthof („Garderuths") seine Jahreshauptversammlung. Der Verein konnte im vergangenen Jahr (1951) schöne Erfolge erringen. Die Jugendfaustballmannschaft wurde zweiter Landesmeister in Rendsburg, die Jugendhandballmannschaft Kreismeister im Feldhandball und Zweiter im Hallenhandball, die Schülermannschaft Kreismeister im Hallenhandball und Zweiter im Feldhandball. Auch die Männermannschaft hat einige Erfolge aufzuweisen. Die Kassenlage ist zurzeit noch etwas ungünstig. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde Bürgermeister E. Wobser 1. Vorsitzender, Lehrer E. Brich 2. Vorsitzender, Schriftführer und Jugendwart, H. Wichert Kassenwart und Handballobmann, Kassierer G. Korth, Gerätewart O. Bruch. Außerdem wurde beschlossen, die Mitgliedsbeiträge etwas zu erhöhen und gleichzeitig neue Mitglieder innerhalb der Dorfgemeinschaft zu werben, um die Jugendarbeit auch in diesem Jahre erfolgreich durchführen zu können. Ende März soll ein großes Schauturnen der Turnabteilung in Viöl stattfinden.
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Viöl teilnahmeberechtigt für die Deutsche Meisterschaft
Der TSV Viöl wurde beim Landesturnfest in Rendsburg 2. Landesmeister im Faustball und ist damit teilnahmeberechtigt an den Endspielen zur Deutschen Meisterschaft im Faustball, die in Hannover stattfinden werden."
1953
Auf einen Antrag und Wunsch von Julius Burmeister nannte man den Verein im Jahre 1953 wieder T.S.V. Doppeleiche Viöl.
Detlef Dau-Schmidt
1954
Am 13.01.1954 wurde Herr Detlef Dau-Schmidt zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er leitete den Verein bis 1957. Ebenfalls im Jahre 1954 begann man mit dem Bau einer Turnhalle, die 1955 fertiggestellt wurde.
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1955
Seit November 1955 kommt der Bredstedter Wandersportlehrer Peter Thomsen allwöchentlich nach Viöl und betreut die Schüler-, Jugend- und Erwachsenenriegen beim Turnen (bis November 1977). Im Winter finden die Sportstunden in der Turnhalle statt, an deren Stirnseite in großen Buchstaben die Worte stehen „Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit" (Jahn). Unter „Sport in der Halle" sind das Turnen an Geräten und auf dem Boden, die Gymnastik und auch das Handballtraining (auf zwei an die Wand gemalte Tore) zu verstehen.
Zahnarzt Dr. Kurt Horak Dr. Gerhard Krieger
1956 - 1957 - 1958
Für diese Jahre schreibt Irene Dieckhoff:
Von (Frühjahr) 1957 - 1958 (richtig: bis 16.12.1957 - Rücktritt)
übernahm der Viöler Zahnarzt Kurt Horak den Vorsitz und vom
Frühjahr 1958 an der Arzt Dr. Gerhard Krieger, der auch heute
noch den Sportverein leitet. Am 1. Mai 1958 feierte man das
35-jährige Bestehen des Vereins. An diesem Tage wurden Julius
Burmeister und Heinrich Wichert jun. zu Ehrenmitgliedern
ernannt. Außerdem erklärten sich viele ältere Viöler Bürger bereit,
dem Verein als passive Mitglieder beizutreten, um durch Beitragszahlungen dem Verein „unter die Arme zu greifen"
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1958
Um den Mitgliedern des Vereins bessere Trainingsmöglichkeiten zu bieten, beabsichtigt man, den Sportplatz in Muschen zu einem Stadion auszubauen und ein Schwimmbad einzurichten, sobald die nötigen Mittel vorhanden sind.
Erich Wobser
Dr. Gerhard Krieger
Vereinsgeschichte von 1959 bis 1969
(Verfasser: Klaus-Dieter Saß)
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1959 / 1960
Für diese beiden Jahre liegen uns überhaupt keine Unterlagen vor.
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1961
Für dieses Jahr liegt uns lediglich ein Zeitungsartikel über das Sportfest in Viöl vor. Der Zeitungsartikel macht deutlich, welche große Bedeutung die Sportfeste damals für den Verein hatten und wie groß der Zuspruch der Sportler aus Viöl und anderen Orten/Vereinen damals war. Aus Erzählungen von „Ehemaligen" ist bekannt, daß das Viöler Sportfest in Fachkreisen einen ausgezeichneten Ruf genoss, welches sicher der Verdienst von Dr. Gerhard Krieger, Helmut Pfrötzschner und anderen Führungskräften des Vereins, aber ganz besonders auch des sportbegeisterten Handballobmannes und Bürgermeisters Erich Wobser war. Dr. Krieger als 1. Vorsitzender und Erich Wobser als Bürgermeister waren in den 50er und 60er Jahren sehr aktiv in ihren Bemühungen, das Muschengelände zu einem Sportstadion für Leichtathletik und den Ballsport (Hand- und Faustball) auszubauen. Dr. Krieger setzte sich damals außerdem sehr stark für die Erstellung eines Schwimmbades in Muschen ein, was allerdings nicht gelang (das Bad wurde 1965 bei der Schule in Betrieb genommen).
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1962
Am 19.02. wird beschlossen, eine Tischtennisriege (Leiter Horst Klinker) und eine Frauenriege (Leiterin Ilse Krieger) ins Leben zu rufen. Diese Frauenriege hat lt. Erich Wobser aber nur ein paar Jahre bestanden. Laut JHV-Beschluss wird der TSV Doppeleiche Viöl am 28.08.1962 erstmals in das Vereinsregister eingetragen und bekommt zu seinem Vereinsnamen den Zusatz „e.V.".
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Als Übergangslösung für ein Jahr werden die Handballjugendmannschaften von Viöl und Immenstedt zusammengelegt. Die Knaben werden Erster in der Kreisklasse und Zweiter im Bezirk.
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1963
Bei der JHV am 04.03.1963 ist neben den Berichten der Fachwarte (Spartenleiter) das bevorstehende Fest zum 40jährigen Vereinsjubiläum das Hauptthema des Abends. Dr. Krieger „teilt erfreut mit, daß der Kreisjugendausschuss 300,-- DM und die Gemeinde Viöl 50,-- DM (!) für diesen Zweck zur Verfügung stellen". Der Gemeindezuschuss reicht gerade aus, um das Defizit von 1962 (48,09 DM) auszugleichen. Die Jubiläumsfeierlichkeiten finden in eindrucksvoller Weise statt. In der Presse wird ausführlich berichtet. Bei dem Empfang am 04.05. hält Schulrat Karl Weidt, Tönning, als Vorsitzender des Friesengaues die Festrede. Sportfreund Klaus-Heinrich Deckmann schildert in teils ernsten, teils humorvollen Worten die 40jährige Vereinsgeschichte. Zahlreiche Gäste überbringen Grußworte und Geschenke. Am 05.05., einem Sonntag, wird auf dem Marktplatz vor der „knospenden Doppeleiche als Sinnbild des Neuerwachens" die von Dr. Krieger gestiftete Vereinsfahne durch Landrat Borzikowsky, Husum, geweiht.
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1964
Am 24.02. tritt Handballobmann Erich Wobser nach Unstimmigkeiten von diesem Amt zurück; er war es von 1946 - 1964.
Der Bau des Schwimmbades bei der Schule ist in Gange. Otto Bruch ist von der Gemeinde als Badewärter auserkoren, und der TSV möchte ihn als Schwimm-Übungsleiter anwerben. Bruch erklärt sich dazu und zum Erwerb der notwendigen Lizenzen bereit. Wegen der Neuansaat des Muschenplatzes und des Schwimmbadbaues ist es lt. Leichtathletikwart Pfrötzschner nicht mehr möglich, das Leichtathletiktraining ordnungsgemäß durchzuführen. Nach dem Sportfest findet nun auch das Training bis auf weiteres auf der Koppel des Vereinswirtes statt.
1965
Dr. Krieger bedauert, daß eine Zusammenfassung aller Viöler Sportstätten (Sportplatz, Schwimmbad, Schießstand) zu einem Sport- und Erholungszentrum so nicht mehr möglich ist, da das Schwimmbad bei der Schule im Bau ist und zum Beginn der Badesaison 1965 seine Pforten öffnen wird. Dr. Krieger legt Pläne von Architekt Feddersen, Husum, über den Ausbau von Muschen zu einem Sportplatz mit Umkleideräumen und Toiletten vor (Kosten insgesamt 69.000,-- DM).
Im Oktober gibt es bei den Vorstandsmitgliedern und Fachwarten „lange Gesichter". Die Kosten für den Ausbau von Muschen sind neu geschätzt worden und belaufen sich jetzt auf 90.000,-- DM. Der Verein hofft auf Bundes-, Landes- und Kreiszuschüsse in Höhe von insgesamt 53.000,-- DM und erwartet von der Gemeinde 25.000,-- DM. Der TSV würde die Erdarbeiten in Eigenleistungen erbringen (Wert: 12.000,-- DM).
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1966
Wegen Finanzproblemen beschließt die JHV am 21.03.1966 die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge auf 2,-- DM (Erwachsene), 1,-- DM (Kinder/Jugendliche) und 4,-- DM (Familien). Breiten Raum nimmt in der Versammlung wieder einmal der Bericht des 1. Vorsitzenden über den „sich der Realisierung nähernden Muschen-Ausbau" ein. Der Kreis hat für 1966 bereits 20.000,-- DM im Haushalt bereitgestellt. Die Zusage des Landes steht noch aus. Da der Verein nicht in der Lage ist, die anstehenden Gelder vorzufinanzieren, wird erwogen, den Ausbau in Teilabschnitten vorzunehmen. Dr. Kriegers Hoffnung, daß die Spielfläche rechtzeitig zum Sportfest am 28.08. bespielbar wird, geht in Erfüllung. Das Sportfest findet an diesem Tage tatsächlich in Muschen statt. Leider müssen die Laufwettbewerbe immer noch auf der Straße nördlich von Muschen absolviert werden, was Leichtathletik-Wart Pfrötzschner bemängelt.
Über das Bestreben einiger Fußballbegeisterter heißt es in einem Zeitungsartikel kurz und bündig: „Die Gründung einer Fußballmannschaft wurde abgelehnt". Im Protokoll ist darüber nichts vermerkt.
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1967
1967 ist das erste Jahr mit einer Mädchen-Handball-Mannschaft. Sie haben einen schweren Stand (nur 1 von 10 Spielen wird gewonnen). Betreuerin dieser Mannschaft ist Ilse Krieger.
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1968
Im TSV Doppeleiche Viöl tut sich 1968 Großes. In der JHV am 19.03. teilt Dr. Krieger mit, daß er nicht für eine Wiederwahl als 1. Vorsitzender zur Verfügung steht. Er begründet seinen Verzicht mit seinen beruflichen Verpflichtungen als Landarzt in Viöl. Damit geht die 10jährige „Krieger-Ära" zu Ende. Dr. Krieger schlägt Erich Wobser als neuen 1. Vorsitzenden vor. Die Mitgliederversammlung folgt seinem Vorschlag, und Erich Wobser beginnt, nachdem er schon von 1948 bis 1954 1. Vorsitzender war, seine 2. Regentschaft im TSV. Dr. Krieger wird wegen seiner besonderen Verdienste im TSV Doppeleiche Viöl auf Vorschlag seines Nachfolgers einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Dann geht die Vereinsarbeit weiter. Wobser berichtet, daß die Kosten für den Muschenausbau inzwischen auf 170.000,-- DM hochgerechnet wurden und sich in der Finanzierungsphase befinden. Wenn es zu einem Ausbau kommen sollte, dann auf jeden Fall in mehreren Abschnitten.
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Vereinsgeschichte von 1970 bis 1979
(aufgeschrieben von Klaus Schmidt)
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1970
Das Sommersportfest war „eine regelrechte Attraktion, es waren Teilnehmer von Heide bis zur dänischen Grenze anwesend." Für die Handballabteilung konnte Obmann Hebbi Dethlefsen viel Erfreuliches berichten, u.a. hatte die 1. Männermannschaft im Feldhandball der Bezirksklasse den ersten Platz belegt und die Jungmannen waren Kreismeister geworden.
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1971
Unter der bewährten Leitung von Karl Nicolaysen („Rallye-Kalli") veranstaltet der TSV im Frühjahr und im Herbst zwei Rallyes. „Beide Veranstaltungen waren gut besucht."
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1973
Der TSV Doppeleiche feierte sein 50jähriges Bestehen mit einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen. Erich Wobser erhält hier die erste vom TSV je ausgegebene goldene Ehrennadel für seine Verdienste um den Verein. Hebbi Dethlefsen empfängt für seine Verdienste um den Verein die silberne Ehrennadel.
Ebenso wird Harald Schmidt (Jahrgang 59, damals also 14 Jahre alt) für seine Erfolge in der Leichtathletik ausgezeichnet und erhält die grüne Ehrennadel.
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1975
Der Jugendtanzkreis feiert seinen 25. Geburtstag im TSV Doppeleiche Viöl. Nach seiner Aufnahme in den TSV Doppeleiche Anfang 1971 ist der Tanzkreis wohl die aktivste Sparte des Vereins, in jedem Fall die Abteilung mit der größten Beachtung durch die Öffentlichkeit. Überall wo die Tänzer und Tänzerinnen auftreten, werden ihre Vorführungen mit großem Beifall bedacht.
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